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15 SchülerInnen machten Elternpraktikum



Zum dritten Mal wurde das „Elternpraktikum“ mit SchülerInnen der Bischöflichen Realschule Marienberg durchgeführt. Die Jugendlichen der zehnten Klassen im Wahlpflichtfach „Sozialpädagogik“ und ihre Lehrerin Dagmar Stadtfeld interessierten sich für diese Art der Auseinandersetzung mit der Thematik Mutter- bzw. Vaterschaft. Das pädagogische Team, bestehend aus Monika Müller und Ingrid Gundert-Waldforst von der Beratungsstelle donum vitae sowie Hermann Schmitt von der JugendBegegnungsStätte (JBS) St. Michael, begleiteten die zwölf Mädchen und drei Jungen durch das viertägige Praktikum. „Wir haben jeden Tag über unsere Probleme und den gesamten Ablauf gesprochen“, so eine Schülerin.  Diese SchülerInnenäußerung verdeutlicht den Stellenwert der morgendlichen Gesprächsrunden und der prozessorientierten Begleitung.
Doch, was ist das „Elternpraktikum“? Jugendliche leben einige Zeit, zwischen drei und fünf Tagen (hier ca. 60 Stunden)  mit einem Babysimulator, also einer Babypuppe, die die Bedürfnisse eines Babys nach Nahrung, Windelwechsel, Aufstoßen und Körperkontakt zu den Eltern simuliert und das Pflegeverhalten aufzeichnet. Die Jugendlichen erhalten ein Erkennungschip durch den die Babypuppe „erkennt“, dass die „Eltern“ anwesend sind und einzelne Pflegemaßnahmen ausführen können. Die Puppe „verhält“ sich annähernd wie ein echtes Baby, d.h. sie kann sich nur durch Laute und Schreien verständlich machen und erwartet auch nachts Zuwendung.
Ziel des Praktikums ist es, die Jugendlichen für die Verantwortung, die mit der Zeugung bzw. Empfängnis eines Kindes auf sie zu kommt, zu sensibilisieren, ohne den Kinderwunsch, den Jugendliche in diesem Alter für ihre Zukunft äußern, in Frage zu stellen. Weiterhin hat dieses Erleben auch einen Einfluss auf den aktuellen Umgang mit ihrer Sexualität.
Die 15 SchülerInnen des Wahlpflichtfachs beschäftigten sich am ersten Tag mit ihrer Motivation für das Praktikum, ihren Gedanken rund um das Thema Kind und erhielten eine intensive Einweisung in die Bedienung der Babysimulatoren. Sieben Zweiergruppen und eine Schülerin nahmen eine Babypuppe mit und um 13.00 Uhr begann die Simulation. Am zweiten Tag trafen sich die SchülerInnen in der JBS St. Michael und berichteten einander von den Erfahrungen der ersten Nacht, der Reaktion der Familien, der FreundInnen und der Passanten in Dorf und Stadt. Hierdurch unterstützten sie sich, da doch manches ähnlich war. Thematisch ging es im weiteren um verantwortete Partnerschaft und Sexualität. Am dritten Tag trafen sich die SchülerInnen wiederum in der JBS St. Michael, um über ihre Erfahrungen in der zweiten Nacht zu sprechen. Eigentlich sollten die SchülerInnen danach ohne die Puppen am Schulunterricht teilnehmen. Jedoch wollten alle ihre Puppen mitnehmen und erleben wie sich diese in den Schulalltag integrieren lassen. So kam es in der Realschule zu vielen Gesprächen über das Projekt und wie es ist mit den Babysimulatoren umzugehen. Der vierte Tag bildete den Abschluss des Projekts und die SchülerInnen trafen sich hierzu in der Beratungsstelle von donum vitae. Hier wurden die Puppen abgeschaltet, die Pflege in Einzelgesprächen besprochen und ausgewertet und das Praktikum schriftlich reflektiert. Alle Jugendlichen würden dieses Praktikum Gleichaltrigen empfehlen, weil „ich es interessant finde solche Erfahrungen als Mutter/Vater zu sammeln“, weil „es eine gute Erfahrung ist und man erfährt, wie anstrengend ein Kind ist“ und weil „man dadurch gute Erfahrungen gewinnt und vielleicht sogar Teenieschwangerschaften verhindert.“ SchülerInnen wurden auch nach Ihren wichtigsten Erfahrungen befragt. Hier ein Einblick: „Im jugendlichen Alter ist es sehr anstrengend alleine ein Baby groß zu ziehen. Ich kann es nicht empfehlen. Man braucht sehr viel Disziplin.“ „Man muss viel Zeit haben; man muss auf vieles verzichten; man braucht immer jemand, wenn man Arbeiten geht.“ „Die wichtigste Erfahrung habe ich in der Nacht gemacht.“ „Der ganze Alltag wird durch das Kind umgestellt. Die Nächte können sehr anstrengend sein. Man ist schnell genervt. Trotzdem lässt sich ein Kind gut mit dem Alltag verbinden.“ „Das wichtigste war, ein Gefühl für die verschiedenen Laute des Babys und die einzelnen Handgriffe zu bekommen.“ „Dass mein Freund mich in der Nacht als ich am Verzweifeln war unterstützt hat und wie andere Menschen auf mich reagieren.“ „Das nachts wach und konzentriert sein auch, wenn man gar nicht so kann und will. Auch die Reaktionen von meinem Freund waren mir persönlich sehr wichtig, einfach zu sehen, wie er reagiert und mit der Puppe umgeht.“ Neben den Erfahrungen, die die Jugendlichen mit den Babysimulatoren gemacht haben, mussten sie mit diesen auch in der Öffentlichkeit auftreten und sich als TeilnehmerIn an dem „Elternpraktikum“ outen. „Die Leute auf der Straße waren sehr neugierig und haben einen auch angesprochen," sagten die einen. Andere bemerkten: „In der Stadt wird man von Fremden meist dumm angeguckt, aber Familie und Freunde fanden, dass es ´ne gute Sache und waren größtenteils begeistert.“ Alle 15 Jugendlichen bewerteten das Team als gut, denn „sie waren sehr freundlich, hilfsbereit und verständnisvoll.“
Infos zum „Elternpraktikum“ entweder bei Ingrid Gundert-Waldforst, boppard@donum.vitae.org oder bei Hermann Schmitt, jbs-boppard@rz-online.de.



Dieser Artikel aus der Kategorie  allgemeine, wurde am 25.02.2013, 10:17 online gestellt.


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