Home > Nachrichten > Nachrichtenarchiv > Meldung einer Nachricht

Newsletter 4 der Schulseelsorge

Liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Eltern,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
 
Kein Skiurlaub, kein Strandurlaub, kein Osterbrunch mit Familie oder Freunden. Stattdessen weiter Kontaktbeschränkungen, vielleicht sogar Quarantäne, Sorgen um die berufliche Existenz und Ängste, wie’s wohl weitergeht - in Deutschland und in der Welt mit Corona. Angesichts dieser Situation will in den Familien eine Ferienstimmung nicht so recht aufkommen.
 
„Was also kann ich Euch und Ihnen in diesen Zeiten mit auf den Weg geben?“, habe ich mich gefragt. Aus vielen Telefonaten und Gesprächen höre ich: Wir alle suchen in diesen Tagen Zuversicht und Hoffnung. Und wir finden es, zumindest zeitweise, im Zuspruch von Familie und Freunden, durch Nachbarschaftshilfe, durch Zeichen der Solidarität für Menschen in helfenden Berufen und staatliche Zusicherungen von Hilfspaketen.
 
Nur wenig ist zuhören, dass wir Mut im Glauben finden. Als Seelsorgerin möchte ich aber genau daran erinnern. Gerade die kommende Zeit bietet uns mit ihren Feiertagen Gelegenheit, noch einmal neu den Glauben zu entdecken. Und zwar auf eigene Faust.
 
Denn: Gottesdienste gibt es keine in den Kirchen. Gottesdienste können wir, wenn überhaupt, am Fernsehen verfolgen oder streamen. Das ist nicht für jeden etwas.
 
Wäre das nicht die Chance, noch einmal die Bibel zur Hand zu nehmen und die jeweiligen Bibelstellen zu lesen, die an den Tagen im Zentrum der Gottesdienste stehen würden?
 
Bibellesen finden viele langweilig. Ich höre schon Euch, Schülerinnen und Schüler: „Nee. Echt nicht! Kein Bock!“ Lange habe ich mir auch überlegt, ob ich das vorschlagen soll. Ich traue mich jetzt einfach, egal, wie uncool das manche finden mögen.
 
Die Bibel ist eine Schatzkiste. Sie enthält eine Menge Erfahrungen von Menschen in schwierigen Krisenzeiten. Immer geht es darum, ob und wie die Menschen sich von Gott begleitet gefühlt haben. Und das Schöne: Egal, ob heute oder vor 2.000 Jahren - Glaube berührt unsere Seele. Glaube erfasst uns Menschen ganz. Zugang im Glauben finden wir vor allem über unsere Gefühle. Wer die Bibel liest, begegnet dort Menschen mit Zweifel, Wut, auch Freude. In diesen Gefühlen sind wir Menschen uns nah. Das erleben wir bei jedem Film, bei jedem Buch, das wir lesen. Die Bibel bietet nur noch viel mehr. Sie zeigt uns auf, wie Menschen in Momenten innigster Angst, Furcht, Verzweiflung, natürlich auch Freude in Gott eine Hilfe und Unterstützung, manchmal auch ein Korrektiv gefunden haben. Findet auch Ihr bzw. finden auch Sie sich in der Bibel wieder? Macht Euch oder machen Sie sich doch einmal auf Spurensuche in den Evangelien der kommenden Zeit:
 
  •  An Palmsonntag (Mt 21, 1 bis 11) geht’s zum Beispiel ums Feiern. Jesus zieht in Jerusalem ein und die Menschen feiern ihn. Freude pur. Für Jesus sicher ein absolutes Hochgefühl. Und schon kurze Zeit später lässt die Menge ihn fallen. Schon mal selbst erlebt?
 
  • Jesus wusste, was ihm blüht. Und so nutzte er den Abend vor seinem Tod, um mit seinen Freunden Abschied zu feiern. Daran denken wir an Gründonnerstag (z.B. Lk 22, 14 bis 23), wenn wir uns an das „letzte Abendmahl“ erinnern. Jesus teilt mit seinen Jüngern das Brot und den Wein und gibt den Auftrag, dass man dies immer wieder tun soll, um uns an ihn zu erinnern. Wie wird er sich gefühlt haben, da er ahnte, dass er seine Freunde zum letzten Mal sieht? Erinnern wir uns nicht auch immer wieder bei Festen an die Menschen, die nicht mehr unter uns sind?
 
  • Dann in der Nacht spitzt sich die Angst von ihm zu. Im Garten Gethsemane zieht er sich zum Beten zurück und bittet Gott: Hilf mir! Verschon mich! (Mk 14, 25 bis 50). Er hätte weglaufen können. Das hat er nicht gemacht. Geht’s uns derzeit nicht auch so? Wollen wir nicht auch lieber weglaufen?
 
  • Und wir wissen weiter, Gott verschont ihn nicht. Jesus wird von einem seiner Freunde verraten, an die Römer ausgeliefert und schließlich gekreuzigt. Daran erinnern wir uns an Karfreitag, an seinen schweren Leidensweg, an seinen Tod (z.B. Joh 18,1 bis 19, 42). Jesus leistet Unmenschliches. So jedenfalls überliefern es die Evangelien. Er nimmt sein Kreuz auf sich. Damit zeigt sich Gott den Menschen ganz nah. Kein Gott in Glanz und Strahlen. Jesus leidet wie viele Menschen auch heute leiden müssen – durch Krankheit, Armut, Behinderung, Folter, Krieg und Gewalt. Denken wir in diesen Zeiten allein an die Tausende von Corona-Toten, an die vielen Flüchtlinge, aber auch an unsere Ängste vor dieser Pandemie.
 
  • Ostern liefert uns die Perspektive der Hoffnung. Nicht der Tod ist das Ende, sondern die Auferstehung. Und mit Jesu Auferstehung gibt der Glaube uns allen eine Zusage: Auch für uns wird nicht der Tod das Ende sein, sondern der Beginn eines neuen ewigen Lebens bei Gott. Wie genau das aussieht, wissen wir nicht. Wir dürfen aber wie Christen seit Jahrtausenden hoffen, dass Gott uns nicht im Stich lässt. Auch nicht in dieser Krise. Suchen wir doch gemeinsam nach dem Vertrauen darin, dass Gott, bei aller Zumutung und Katastrophe, bei uns ist.
 
Wenn ich mir in diesen Zeiten etwas wünsche, dann, dass wir in diesem Glauben Halt finden. Wer die Medien verfolgt, sieht in diesen Tagen ständig Schreckensmeldungen. Von Leid und Tod. Das macht die meisten von uns ganz betroffen, ängstlich und unruhig. Psychologen empfehlen: Schaffen Sie sich eine Tagesstruktur! Und planen Sie sich bewusst Momente der Ruhe und inneren Einkehr ein!
 
Die Feiertage der kommenden Zeit laden uns ein, innezuhalten, zur Ruhe zu kommen, uns zu besinnen, zu beten. Nehmen wir diese Feiertage doch einmal so, wie sie ursprünglich gedacht waren. Nicht als Freizeit, sondern als freie Zeit für das Gebet, für ein persönliches Gespräch mit Gott. Die Zeit ist uns geschenkt. Wir können nur gewinnen. Neue Einsichten! Ein neues Gefühl für uns und hoffentlich auch ein neues Gefühl für Gott!
 
Ihnen und Euch allen besinnliche Kartage und ein gesegnetes Osterfest
wünscht Ihnen im Namen der Schulseelsorge am Marienberg
 
Anja Dausner-Hammes mit besten Wünschen von meiner Kollegin Eva Hicke
 
 
P.S.: Klöster sind Orte, an denen jeden Tag die jeweiligen Tageslesungen im Mittelpunkt stehen. Beispielsweise das Kloster Maria Laach (https://www.maria-laach.de/te-deum-heute/) oder die Benediktinterabtei Beuron (https://erzabtei-beuron.de/schott/schott_anz/index.html). Sie posten auf ihren Seiten biblische Texte und Tagesimpulse. Für Kinder gibt es solche Seiten eher nicht. Aber im gemeinsamen Miteinander könnte man solche Bibeltexte einmal gemeinsam lesen. Und auch gemeinsam ein „Vater unser“ beten. Zum Beispiel abends um 19.30 Uhr. Dann sind wir nämlich auch von unserem Bischof aufgerufen, als Zeichen der Verbundenheit eine Kerze ins Fenster zu stellen und zu beten.



Dieser Artikel aus der Kategorie  allgemeine, wurde am 03.04.2020, 09:06 online gestellt.


PrintDrucken
AcrobatPDF
Arrow RightWeiterempfehlen