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Die neue Wirklichkeit als Pilgerweg

Wer sich aufmacht, um zu pilgern, der lässt bewusst Bequemlichkeiten hinter sich. Pilgern ist keine All-In-Pauschalreise im klimatisierten Vier-Sterne-Bus.
Man überlegt sich vorher sehr genau, was man mitnimmt. Man geht, soweit, es möglich ist, den Weg zu Fuß. Und was man auf der Reise braucht, das trägt man.
Pilgern ist immer auch eine Suche nach dem Wesentlichen. Ein Zurückgeworfen-Sein auf sich selbst. Eine Möglichkeit, mit Umbrüchen umzugehen, Fragen zu klären und offen zu werden. Offen für Unerwartetes, offen, um sich neu zu orientieren.

Die Lebensumstände allerdings, die uns derzeit auf die Reise schicken, die haben wir uns nicht selbst ausgesucht. Unfreiwillig mussten wir unseren komfortablen Lebensstil ändern. Manches, was vorher selbstverständlich war, lernen wir erst jetzt im Rückblick wirklich zu schätzen.


 
Frei sind wir jedoch in der Frage, wie wir damit umgehen.

Sehen wir es als Wartezeit, die es zu überbrücken gilt?
Soll nachher (und auch jetzt schon) möglichst alles so weiter gehen, wie gehabt?
Oder sind wir bereit, Unsicherheiten zuzulassen, die Situation bewusst und achtsam zu erschließen und sie für Veränderungen zu nutzen?
Denn, wenn wir ehrlich sind: Vorher war nicht alles in bester Ordnung.
Nicht nur die Umwelt meldete Handlungsbedarf. Durch die Krise werden viele Problemfelder sichtbar, über die wir im vorherigen Alltag gerne hinweggeblickt haben, sozial, weltwirtschaftlich, im Gesundheits- und Bildungsbereich.

Beim Pilgern ist der Weg meist wichtiger als das Ziel.

Wie ich den Weg gehe, das ist entscheidend dafür, wie ich dort ankomme,
ist entscheidend dafür, was mir Weg und Ziel geben können.
Wie ich den Weg gehe, das bestimmt auch, wie ich mich dabei fühle.
Und auch auf einem Pilgerweg lauern Gefahren. Unwägbarkeiten machen es schwer, Risiken abzuschätzen und immer wieder muss ich mich neu ausrichten.
Was ist jetzt wichtig? Für heute? Für morgen? Was bin ich bereit, dafür zu tun?
Was muss ich noch wissen, erfahren, in den Blick nehmen?
Wie ergeht es mir dabei? Stimmt mein Weg noch?
Dabei geht ein Pilger nicht alleine. Viele andere sind auch unterwegs. Schon der Gedanke allein gibt Kraft. Und vielleicht trifft man dabei auch auf Spuren Gottes, geht gestärkter, dankbarer, feinsinniger, wacher weiter auf der inneren Pilgerfahrt durch das Leben. Dann kann eine missliche Situation auch eine Chance sein, dass wir uns als Menschen und als Gesellschaft auf eine gute Art weiter entwickeln.

Es grüßen Sie und euch herzlich und mit den besten Wünschen

Eva Hicke und Anja Dausner-Hammes für die Schulseelsorge

Empfehlungen zum Thema:

Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“,z.B. auf
 


Buchtipp: „Der innere Jakobsweg“ von Christiane Schlüter, GU Verlag


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Dieser Artikel aus der Kategorie  allgemeine, wurde am 06.05.2020, 09:21 online gestellt.


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